Barrierefreiheit
Digitale Barrierefreiheit geht uns alle an.
Barrierefreiheit betrifft weit mehr Menschen, als viele denken.
Nicht nur blinde oder sehbehinderte Menschen stoßen im digitalen Raum auf Hürden - auch motorische Einschränkungen, kognitive Belastungen, Hörbeeinträchtigungen oder neurologische Erkrankungen können dazu führen, dass digitale Angebote nur schwer oder gar nicht nutzbar sind.
Ob man keine Maus bedienen kann, Inhalte nicht versteht oder Videos ohne Untertitel nicht verfolgen kann - digitale Barrieren schließen aus, wo Teilhabe möglich sein sollte.
Barrierefreiheit ist deshalb kein Spezialthema, sondern ein gesellschaftliches Anliegen. Sie schafft Zugänglichkeit, Selbstbestimmung und Chancengleichheit - für Millionen Menschen, jeden Tag.
Sehen
Millionen Menschen in Deutschland leben mit Sehbeeinträchtigungen: von Fehlsichtigkeit bis Farbenblindheit. Digitale Angebote müssen lesbar, kontrastreich und flexibel bedienbar sein.
Klicken
Motorische Einschränkungen, Parkinson, Schlaganfälle oder Nervenerkrankungen erschweren die Bedienung von Maus und Tastatur. Barrierefreiheit schafft alternative Wege zur Interaktion.
Verstehen
Kognitive oder sensorische Einschränkungen, Demenz, ADHS oder Hörbehinderungen erfordern verständliche Sprache, klare Strukturen und Inhalte, die auch ohne Ton oder Überforderung zugänglich sind.
Warum Barrierefreiheit so viele betrifft
Wenn Sehen zur Barriere wird
In Deutschland sind Millionen Menschen auf barrierefreie digitale Angebote angewiesen, allein aufgrund eingeschränkter Sehfähigkeit. So leben laut einer Studie im Deutschen Ärzteblatt rund sieben Millionen Menschen mit einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Etwa jeder fünfte Diabetiker entwickelt im Verlauf seiner Erkrankung eine diabetische Retinopathie - das betrifft rund zwei Millionen Menschen bundesweit. Auch der Grüne Star (Glaukom) ist mit einer Prävalenz von knapp 3% unter den 40- bis 80-Jährigen keine Seltenheit. Farbenblindheit wiederum betrifft etwa jeden zwölften Mann - das entspricht mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland. Und nicht zuletzt sind über 60% der Erwachsenen auf Brillen oder Kontaktlinsen angewiesen, um am digitalen Alltag teilnehmen zu können.
Hürden für die Hände
Viele Menschen können digitale Geräte nur eingeschränkt bedienen - etwa, weil sie die Maus nicht präzise führen oder eine Tastatur nicht sicher nutzen können. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Rund 15% der Bevölkerung leiden unter einem Karpaltunnelsyndrom, bei dem Nerven im Handgelenk eingeklemmt sind. Die Parkinson-Krankheit betrifft in Deutschland schätzungsweise 300000 Menschen - sie geht oft mit Zittern, Muskelsteifigkeit und Koordinationsstörungen einher. Etwa 800000 Menschen leben mit Polyneuropathien, also Nervenschädigungen, die Bewegungen und Reaktionen erschweren. Und jährlich erleiden rund 270000 Menschen einen Schlaganfall, der oft zu bleibenden motorischen Einschränkungen führt.
Kognitive Barrieren im Netz verstehen
Digitale Angebote stellen oft hohe Anforderungen an Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Reizverarbeitung - doch für viele Menschen sind diese Anforderungen eine Hürde. In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz oder Alzheimer, deren kognitive Fähigkeiten nachlassen. Auch ADHS im Erwachsenenalter ist weit verbreitet und betrifft etwa zwei Prozent der Erwachsenen - hier kann die Informationsverarbeitung, Reizfilterung oder Strukturwahrnehmung erschwert sein. Rund 800000 Menschen leben mit Epilepsie - viele von ihnen reagieren sensibel auf visuelle Reize wie flackernde Inhalte, animierte Banner oder unerwartete Farbwechsel.
Barrieren im Ohr
In Deutschland leben rund 13 Millionen Menschen mit Schwerhörigkeit, das entspricht etwa 16% der Bevölkerung. Davon sind rund 80000 Menschen gehörlos und vollständig auf visuelle oder schriftliche Kommunikation angewiesen. Besonders im Alter nimmt das Gehör rapide ab: Mehr als die Hälfte der über 70-Jährigen ist von Altersschwerhörigkeit betroffen. Viele digitale Angebote setzen jedoch auf gesprochene Inhalte - ohne Untertitel, Transkripte oder visuelle Alternativen. Barrierefreiheit bedeutet hier: Informationen müssen auch ohne Ton vollständig erlebbar sein.